Mirliton
"Zwiebelflöte, Eunuch-Flöte
oder Sprechtrommel"
("tibia quam vulgo nuncupant Eunucham" Mersenne)
Ein
Mirliton ist kein "Membranophon", es ist ein Gerät,
das den Klang verändert. "Ihre Membranen können im
Sinne der analytischen Organologie (VAO) nicht als schallgenerieren-de
WESO (= Wesentliches Element schallrelevanter Oszillation) gelten."
Bernd Eichler.
Marin Mersenne, der französische Mathematiker, Musikwissenschaftler
und Mönch, erhielt am 14.12.1633 einen Brief mit einer Skizze
von dem Arzt Christophe de Villiers aus Sens, mit der Beschreibung
eines Instruments für das er keinen Namen hat und das er von
einem Jesuitenpater bekam, welches dieser aus Flandern mitgebracht
hatte ("de gros, de petits et moyens" - groß, mittel
und klein). Mersenne übernahm Zeichnung und Beschreibung in sein
Traktat: "Harmonicorum Libri" - später: "Harmonie
Universelle" und nannte das Instrument: "Chalumeau"
oder "Fluste appelé Eunuque"; in der lateinischen
Ausgabe: "tibia, quam vulgó nuncupant Eunucham".
Das Wort 'Eunuch' leitete er fälschlicherweise von dem unlesbaren
Wort „evanque“ in de Villiers Brief ab und setzte damit
einen reinen Fantasienamen in die Welt.
Das Wort Mirliton stammt aus dem gleichlautenden französischen
Wort für einen antiken Refrain eines 'chanson populaire'. Es
bezeichnet auch das Geräusch eines dünnen Papieres oder
einer Zwiebelhaut; daher auch der Name 'Zwiebelflöte (flûte
à l‘oignon)'
Das Mirliton wird zum Summen benutzt. Durch seitliches Hineinsummen
wird eine Membran (dünne Plastikfolie, o.a.) angeregt, die dem
Sing-Klang einen verstärkten, säuselnden Charakter beigibt.
Spielbar vom Säugling bis zum Greis. Bei ernst-hafter Verwendung
ein erstaunlich delikates und sensibles Musikinstrument! Es hat sich
auch schon hervorragend in der Musiktherapie bewährt. Ich baue
Mirlitons nach den Originalen in München, Luzern und Budapest.